1A-Lesestoff I Wie beim Gemüse

Vielfalt macht fit!

„Du kannst die Frage sicher schon nicht mehr hören“, beginne ich vorsichtig. Es ist Januar, eiskalt und ich spaziere mit Louis Kleemeyer über den Markt auf dem Gutenbergplatz in der Karlsruher Weststadt. Ich will es trotzdem wissen: „Warum ist aus deiner Sicht Vielfalt für ein Unternehmen wichtig?“ Nach dem französischen Bäcker steuern wir auf einen Gemüsehändler zu. Louis ist 22 Jahre alt und überragt mit seinen 2 Metern jeden seiner Gesprächspartner und ausnahmslos alle Marktverkäufer. Warum er diese und ähnliche Fragen regelmäßig gestellt bekommt? Der freundliche junge StartUp-Gründer aus Nordrhein-Westfalen hat eine geistige Behinderung und berät mit diesem Erfahrungshintergrund Unternehmen und Organisationen rund um die Themen Vielfalt und Inklusion.

Und nicht nur das: noch vor dem erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung zum Fachpraktiker für IT-Systeme hat er bereits sein StartUp „Unique United“ gegründet. Mit diesem entwickelt er eine Web-Plattform, die Bildungs-, Beruf- und Freizeitangebote für Menschen mit Behinderung sammelt und barrierefrei zugänglich macht.

Zurück zur Frage

Louis schmunzelt und bleibt vor der Auslage des Gemüsehändlers stehen. „Weißt du, mit der Vielfalt ist es wie mit dem Gemüse. Je bunter, desto schöner; je mehr, umso gesünder.“ Inklusion, Teilhabe, Vielfalt sagt er, „das macht fit. Uns als Gesellschaft, jedes Unternehmen und jede Organisation.“ Wenn man Louis so reden hört, versteht man, warum er mittlerweile für große Marken wie Adidas, Nike oder die Schufa als Keynote-Speaker auftritt. Als Inklupreneur bezeichnet er sich selbst und bringt seinen eigenen Werdegang auf dem Arbeitsmarkt eindrucksvoll und pointiert ein, um es anderen Menschen mit Behinderung in Zukunft einfacher zu machen.

„Wir können mehr als Werkstatt“ sagt er. Warum auch nicht, mag man denken. Aber die Realität ist eine andere. Während Wirtschaft und Politik immer wieder den Fachkräftemangel beklagen, ist die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung im Vergleich zum Bundes-Durchschnitt mehr als doppelt so hoch und über 300.000 Menschen mit Behinderung sind in sogenannten Werkstätten tätig. Von letztgenannten haben rund drei Viertel eine geistige Behinderung. Louis Kleemeyer findet das alles andere als fair. Er weiß: nur rund ein Prozent der Werkstatt-Beschäftigten schaffen jemals den Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt. Für ihn war deshalb nach dem Schulabschluss klar, dass für ihn nur eine Ausbildung bei einem regulären Unternehmen in Frage kommt. Trotz Lernschwäche meisterte er diese Herausforderung und war dabei nicht der Einzige, der viel dazu gelernt hat.

Herausforderungen für alle Beteiligten

Sein Ausbildungsbetrieb, ein kommunaler Wasserwirtschaftsverband, musste sich ebenfalls viel Neues erschließen und die ein oder andere Hürde nehmen. Seine Vorgesetzten und Kollegen mussten lernen, wie man inklusiv führt und arbeitet. Und last but not least: Die zuständige IHK musste sich ebenfalls erstmal schlau machen, welche Besonderheiten bei der Abschluss-Prüfung einer angehenden Fachkraft mit geistiger Behinderung eigentlich zu berücksichtigen sind. Louis erinnert sich an diese Zeit: „Wir mussten alle zusammen lernen, nicht übereinander zu reden und zu bestimmen, sondern miteinander.“

Unsere Zeit auf dem Markt neigt sich dem Ende zu. Louis ist nicht aus irgendeinem Grund in Karlsruhe. Am Abend wird er vor Kunden und Partnern der Knappe1A über sein Herzensanliegen sprechen. „Inklusion & Unternehmenskultur“ lautet das Thema des Abends. Wenn Louis Kleemeyer über seine Erfahrungen als junger Mensch mit Behinderung in der Arbeitswelt spricht, hängen gestandene Führungskräfte an seinen Lippen. Wir sprechen darüber, dass eine inklusive Unternehmenskultur nicht nur den Abbau von Barrieren am Arbeitsplatz bedeutet, sondern auch die Orientierung an individuellen Stärken. Wir diskutieren den Behinderungs-Begriff und darüber, wie Hemmungen im Umgang mit behinderten Menschen abgebaut werden können. Es wird ein langer, inspirierender Abend.

Der offene Austausch über ein zu oft nicht angemessen berücksichtigtes Thema hat gutgetan, ja, er hat fit gemacht. Ich erinnere mich an den Stand mit dem vielen bunten Gemüse auf dem Markt. Manchmal sind die Dinge eben doch nicht so kompliziert, wie sie scheinen.

Transformation – sich auf den Weg machen

Als Knappe1A sind wir seit über 20 Jahren an der Seite unserer Kunden. Für die richtigen Ideen zur richtigen Zeit. Für Kreativität und Handwerk, für Momente für die Ewigkeit. Längst geht es dabei nicht mehr nur um Kommunikation, Inszenierung und Events. Immer öfter begleiten wir auch Transformations-Prozesse von Unternehmen und Organisationen, die sich für die Zukunft fit machen wollen.

Das Thema Vielfalt & Inklusion ist uns nicht zuletzt aufgrund persönlicher Hintergründe im Team der Knappe1A ein wichtiges Anliegen. Die Zusammenarbeit und der Austausch mit Louis Kleemeyer haben uns aber darüber hinaus aufgezeigt, wie viel darin noch im Argen liegt. Gemeinsam mit ihm wollen wir unsere strategische und methodische Kompetenz nutzen, um in unserem Netzwerk und darüber hinaus Menschen, Unternehmen und Organisationen dabei zu unterstützen, sich auf den Weg zu machen. Und der beginnt bekanntlich mit dem ersten Schritt.

Wir freuen uns daher, in Zusammenarbeit mit Louis Kleemeyer, ab sofort einen Transformations-Workshop mit dem Titel „Vielfalt macht fit“ anbieten zu können. Damit wollen wir Entscheider abholen, das Team mitnehmen und für den Start eines gemeinsamen Prozesses begeistern. Weitere Informationen zum Workshop finden Sie hier.

Haben Sie Interesse? Wenn Sie mögen, lassen Sie uns dazu in den Austausch kommen. Nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf oder vereinbaren Sie direkt einen Termin. Wir freuen uns darauf!

Die Autoren:

Evelyn Knappe hat als Geschäftsführerin der Knappe1A ein Auge für die großen Themen unserer Zeit. Nicht nur im Auftrag von Kunden begleitet sie als systemischer Coach Transformationsprozesse. Im Ehrenamt engagiert sie sich für Karlsruher Stiftungen und Vereine.

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Louis Kleemeyer arbeitet neben seinen Tätigkeiten als StartUp-Gründer und Speaker als Eventmanager im Organisationskomitee der Special Olympics World Games 2023. Der inklusive Sport bei den Special Olympics hat ihm, so sagt er, das notwendige Selbstbewusstsein für sein heutiges Engagement verliehen.

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1A-Lesestoff

Für das neue Jahr 2023 haben wir uns vorgenommen, in einem neuen Format unseren Kunden und Partnern regelmäßig Einblicke in unsere Welt rund um Kommunikation, Events und Digitales zu bieten. Wir liefern „1A-Lesestoff“ in Form von Expertisen, Kommentaren und Hintergründen. Wir greifen aktuelle Themen und Trends auf, blicken über den Tellerrand. Dabei bedienen wir uns dem Wissen und der Erfahrungen von unseren Mitarbeitenden und Netzwerkpartnern. Auch den ein oder anderen Gastbeitrag wird es geben. Einzige Maßgabe: Mehrwert für Sie, die interessierten Leserinnen und Leser.

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